Der goldene Reif by Burri-Bayer Hildegard
Autor:Burri-Bayer, Hildegard [Burri-Bayer, Hildegard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2013-11-06T23:00:00+00:00
Caletes hielt sich mit seinen engsten Vertrauten in seinem gerade erst fertig gestellten Bad auf und trank vergnügt von dem teuren griechischen Wein, den er von einem der Händler erworben hatte, die regelmäÃig sein Haus aufsuchten. Beinahe täglich kamen sie, beladen mit den kostbarsten Gütern aus allen Ländern der Welt.
Die feinen Mosaike an den Wänden zeigten ausschlieÃlich römische Gottheiten, wie den Kriegsgott Mars, umringt von den verschiedenen Schutzgottheiten, an die man sich je nach Anlass wandte. Das eigentliche Becken, dessen Wasser durch darunter liegende Heizungsschächte befeuert wurde und eine angenehme Temperatur besaÃ, hatte er mit Bildern von freundlichen Delphinen verzieren lassen. Sie brachten Glück und waren der letzte Schrei in Rom, wie der Mosaikleger ihm versichert hatte.
Caletes war zufrieden mit seinem Leben. Agricola hatte Wort gehalten und ihm eine groÃe Provinz südlich zugesprochen, die er bis zu seinem Tod allein verwalten konnte. Die Abgaben an die Römer waren erträglich und er konnte sich alles leisten, was sein Herz begehrte. Zusätzlich hatte Agricola ihm nach der Schlacht einen Teil des erbeuteten Goldes angeboten, das er abgelehnt hatte. Die Angst vor der Rache seiner Götter war gröÃer gewesen als seine Gier nach dem Gold. Er hatte es einfach nicht begreifen können, dass die Römer nicht die geringste Furcht vor den Göttern seines Volkes zeigten. Alles Opfergold, das ihnen vor die Augen kam, hatten sie ohne den geringsten Respekt aus den heiligen Gewässern gestohlen. Die Götter sahen tatenlos zu und nicht ein Römer war tot umgefallen oder vom Blitz getroffen worden. Er war zu dem Schluss gekommen, dass die römischen Götter mehr Macht besaÃen als seine eigenen, und hatte sich ihnen zugewandt. Er lieà sich gerade von einer wunderschönen jungen Sklavin seinen silbernen Becher nachfüllen, als ein Bote zu ihm geführt wurde.
Gut gelaunt begrüÃte er den Mann, dem man ansehen konnte, dass er einen weiten Weg hinter sich hatte. Seine Kleider waren staubig und er wirkte erschöpft.
Auf seinen Wink hin reichte die hübsche Sklavin dem Boten einen Becher Wein. Sie bewegte sich geschmeidig wie eine Schlange, ihre dunkle, samtweiche Haut glänzte von den kostbaren Ãlen, mit denen sie sich eingerieben hatte. Sie war im Moment seine absolute Favoritin, und es gelang ihm kaum, seinen Blick von ihrem aufreizenden Hinterteil zu wenden, das sich bei jeder Bewegung durch den hauchdünnen Stoff abzeichnete, den er für viel Gold von einem der Händler erworben hatte.
»Trink einen Schluck, bevor du mir sagst, was dich zu mir führt. Ich habe gehört, du hast mir eine wichtige Botschaft zu überbringen?«
Der Bote, ein noch junger Mann ohne Bart, stürzte den kostbaren Wein in einem Zuge herunter. Seine Kehle war wie ausgedörrt, doch er hatte nicht damit warten wollen, Caletes die beunruhigende Nachricht zu überbringen.
»Ich habe dir nichts Gutes mitzuteilen. Calach lebt, er ist nicht während der Schlacht gefallen, wie es uns gesagt worden ist. Er war nur verwundet und befindet sich wie- der bei bester Gesundheit«, sagte er und wartete gespannt darauf, wie der Gaufürst auf seine Nachricht reagieren würde.
Caletes war bei seinen Worten erregt aufgesprungen. Sein aufgedunsenes Gesicht hatte sich vor Ãrger gerötet.
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